Was ist Kobudo / Kobu-Jutsu?

Unter dem Begriff Kobudo oder auch Kobu-Jutsu werden alle bewaffneten japanischen und okinawanischen Kampfkünste zusammengefasst. Kobudô / Kobu-Jutsu bedeutet so viel wie „Alte Kriegskunst“, wobei Kobu-Jutsu durch die Endung „Jutsu“ mehr den technischen Aspekt der Kampfkunst betont.

Während sich das japanische Kobudo hauptsächlich militärischer Waffen bedient, finden wir im okinawanischen Kobudo einfachere Waffen aus Holz und Metall wie etwa

  • Bô – Der Langstock
  • Tonfa – Eine Holzwaffe, bestehend aus einem etwa unterarmlangen Stab und Griff
  • Sai – Metallgabeln
  • Kama – Sicheln
  • Nunchaku – Durch Kette oder Seil verbundene, etwa 30 cm lange Holzstäbe
  • Sansetsu Kon – Ein dreiteiliger durch Ketten oder Seile verbundener Stab
  • Hanbô – Ein etwa 1m langer Stab
  • Eku – Paddel, Ruder
  • Tekkô – Schlagringe
  • Tinbê & Rôchin – Schild (Schildkrötenpanzer) & Kurzspeer
  • Nuntibô – Bô mit Metallspitze, Lanze

Aufgrund des Fehlens schriftlicher Aufzeichnungen herrscht heute weitgehend Ungewissheit über den tatsächlichen Ursprung und die Entwicklung der verschiedenen Schulen und Waffen.

Mathias Schäfer demonstriert eine Abwehrtechnik mit der Kobudo Waffe Sai.

Warum Kobudô neben Karate trainieren?

Während Karate und Kobudô früher nie getrennt voneinander unterrichtet wurden, werden die Systeme im modernen Karate weitestgehend separiert. Jedoch bildet der Umgang mit den verschiedenen Waffen eine wichtige Basis für das Verständnis um die Kampfkünste und vermittelt aufgrund des Gewichts und den veränderten Reichweiten umfangreiche Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Bereichen:

  • Hand-Auge-Koordination
  • Sicheres Einschätzen von Entfernungen,
  • Körperbeherrschung und Körperdynamik
  • Reaktionsvermögen
Zeichnung von Chinen Shikiyanaka, dem Begründer des Yamane Ryu Kobudo.

Chinen Shikiyanka (1780 – 1841)
Begründer des Yamane-Ryû

Geschichte des Yamane-Ryu

Genau wie im Karate, haben sich auch im Kobudô im Laufe der Zeit verschiedene Schulen, bzw. Stilrichtungen entwickelt. Weiter oben haben wir bereits erfahren, das Kobudô zur Ausbildung in allen klassischen okinawanischen Karate-Schulen dazugehört, wobei hier hauptsächlich die Yabiku-Taira- oder Matayoshi-Schule zum Einsatz kommt.

Yamane-Ryû ist in der Karate-Welt heute eher unbekannt und unterscheidet sich sehr stark von anderen Kobudô-Schulen, vor allem weil sich das Kobudô in jüngerer Vergangenheit stark an den Veränderungen des Karate orientiert hat. Der Stil des Chinen-Klans blieb hiervon jedoch weitestgehend unbeeinflusst und ist über Chinen Peichin (1846 – 1928) zurückverfolgbar.

Der Name Yamane-Ryû stammt von Chinen Masami (1898-1976), dem Enkel von Chinen Sanda und vereinigt drei einzelne chinesische Schriftzeichen:

1. (Yama) — Der Berg
2. (ne) —Grundlage oder Wurzel
3. (Ryû) —Strom oder Fluss (sinnhaft auch „Schule“ / „Stil“)

Der Begriff beschreibt einfach nur den Ort (das Dorf Samukawa, nahe Shuri), aus dem Chinens Tradition kommt.

Chinen wuchs in dem kleinen Dorf Samukawa in der Nähe der Stadt Shuri auf und war der Sohn eines hohen okinawanischen Beamten (Peichin – okinawanischer Kriegeradel, ähnlich wie die japanischen Samurai) und ist heute auch als „Yamane no Chinen“ bekannt. Er lernte Uchinadi von seinem Onkel und orientierte sich mit seinem Bo-Jutsu vor allem an Sakugawa und Shikiyanaka.

Auf dieser Grundlage entwickelte er drei Kata die noch heute geübt werden:

周氏の棍 – Shûji no Kon

米川の棍 – Yonekawa no Kon

白樽の棍 – Shirotaru no Kon

Oshiro-Ha Yamane-Ryu Kobudo

Chinen starb im Alter von 82 Jahren und hinterließ durch seine Schüler ein reichhaltiges und vor allem einzigartiges Vermächtnis. Einer dieser Schüler war  Oshiro Chojo (1887 – 1935), der neben seiner Leidenschaft für Karate vor allem für seine unglaublichen Fähigkeiten mit dem Rokushaku-Bo (6-Fuß-Bo) bekannt war. Oshiro war eine der vier Hauptquellen, unter denen Sensei McCarthys okinawanischer Lehrer, Sensei Kinjo Hiroshi (1919 – 2013) lernte. Außerdem ist Sensei McCarthys Studium durch langwierige Forschung, umfangreiches Cross-Training und seine informelle Verbindung mit einer Reihe anderer namhafter Ausbilder, darunter Sakagami Ryusho, Matayoshi Shinpo und Akamine Eisuke, Kuniba Shogo, Shimabuku Eizo, Hayashi Teruo und Nakamoto Masahiro beeinflusst.

Das Oshiro-Ha Yamane-Ryu ist das Ergebnis dieser unterschiedlichen Einflüsse. Eine zeitgenössische Praxis, inspiriert von Oshiros weitreichendem Erbe und mit Kinjo Hiroshis Legitimation Sensei McCarthys Methode dieser wunderbar einzigartigen Linie Tribut und Hommage zu zollen.

Zwei Männer üben Kobudo Techniken mit dem Bo auf einer Wiese.

Technische Besonderheiten

Das Yamane-Ryû zeichnet sich durch schnelle, kraftvolle aber vor allem runde Bewegungen aus, welche gepaart mit einem klaren Muster von schnellen Stößen, einer vibrierenden Körperbewegung und einer geschmeidigen Fußarbeit am ehesten zu den alten aus China stammenden Stockmethoden passen.

Grundlage des Systems bilden 5 Kata:

  • Shûji no Kon
  • Shirotaru no Kon,
  • Yonekawa no Kon,
  • Sakugawa no Kon
  • Chinen Shikiyanaka no Kon

Außerdem ist die Koryû no Kon Bestandteil des Yamane Ryû Bô Jutsu Curriculums, wie es von uns neben dem Koryu Uchinadi gelehrt wird.

Neben dem Bô gehören Waffen wie Sai, Tonfa, Kama, Nunchaku, Tinbe & Rôchin, Tekkô, Eku etc. zum Repertoire des Yamane-Ryû Kobu-Jutsu.

Genau wie im Koryû Uchinâdi legen wir auch im Yamane-Ryû großen Wert auf Partnerarbeit und die damit verbundene Herausarbeitung effektiver und kampftauglicher Techniken. Deshalb existieren auch hier verschiedenste Partnerdrills, wie das Peichin-Kumibo oder das Peichin-Kumisai.

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