Sommercamp 2024

Where no Man had Sand before!

Samstag, 27.07.2024, 09:15 Uhr. Ich schleppe meinen, gefühlt mit zwei Zementsäcken gefüllten Koffer die Treppe runter. Was zum Geier ist da alles drin? Ach ja, ein bisschen Kleidung, zwei Paar Handschuhe, diverse weitere Schutzausrüstung, eine Verteilersteckdose, Hygieneartikel, ein Erste-Hilfe-Set und ein Paar Sai.
Als ich das Teil in Dans Auto wuchte, erinnere ich mich, dass der selbst nach zwei Wochen Japan nur halb so schwer war. Bo und Sticks stehen noch oben. Diese werden schnell verladen und auf geht es Richtung Fritzlar. Isabell abholen. Schön das auf der Matte geknüpfte Verbindungen auch über Dojo-Grenzen hinaus Bestand haben.
Die Strecke nach Fritzlar ist eigentlich bekannt, aber Dans Navi lotst uns durch Welten, die nie ein Mensch, also ich, zuvor gesehen hat. Irgendwann sind wir dann doch angekommen und die kleine Delegation von Koryukan Fulda und Karate Dojo Fritzlar tritt die Reise Richtung Berlin an.

Mit nur knapp zwei Stunden Verspätung erreichen wir dann doch endlich den Frauensee. Verwirrt irren wir auf dem Gelände zwischen einer unüberschaubaren Anzahl von Bungalows umher. Irgendwann erblicke ich die Silhouetten von Menschen, die sich gegenseitig in den Sand schubsen. Da sind wir richtig!
Schnell das leichte Handgepäck aus den Autos wuchten und in die Unterkünfte schleppen. Nur noch Platz in den Hochbetten. Mist! Kleiner Spoiler, auch wenn ich mich am ersten Abend mindestens zweimal mit dem Schlafanzug an Bett und Fenstergriff verfangen hatte, verliefen die kommenden Nächte unfallfrei.

Das Nötigste wird verstaut und ausgepackt und dann geht es auch direkt rein ins Getümmel. Die für uns erste Einheit des Tages: Boxen mit Felix. Koordinativ noch relativ easy zu meistern. Das sollte sich im Laufe der Woche ändern.

Die Tage sind klar strukturiert. Morgens geht es los mit Kobudo, mittags KU Nyumon und abends wird sich dann wieder ein bisschen gekloppt. Die Verlässlichkeit spart Hirnleistung und lässt Platz für neuen Input.

Unerwartet entspannt gestaltet sich der zweite Tag, an dem wir uns in der Mittagseinheit mit Unterrichtskonzepten auseinandersetzten und praktische Ideen dafür sammelten. Entspannung ist übrigens ein gutes Stichwort. Die nachlassende Muskelleistung zeigte in den kommenden Tagen eindrucksvoll, was Loslassen eigentlich bedeutet.

 

Tag 3 verbrachten wir auf dem Boden. Nicht etwa schlafend, sondern eng umschlungen im Gerangel, während Andreas sich bemühte, uns mit Basics im Grappling und MMA zu versorgen. Leider wurde dann doch das eine oder andere Knie erneut in Mitleidenschaft gezogen.

Ab dann ging es eigentlich strukturiert wie an Tag 1 weiter. Die Tage sind warm und gefüllt mit Technik, Essen, Technik und viel Sonnencreme. Letztere sorgte in Kombination mit Gerangel im Sand für eine gleichmäßige Panade, derer wir uns zum Glück im abendlichen Wassertraining wieder entledigen konnten.

Die Abende sind geprägt von guten Gesprächen, Gesang (Dank an Anita für den Ohrwurm), Nussecken und rasanten Kartenspielen, die dann doch noch den letzten verbliebenen Rest Ehrgeiz aus dem einen oder anderen kitzeln konnten.

Das Fazit dieser Woche lautet: Das Dojo ist manchmal eine kleine Echokammer. Bereits Bekanntes wird im Laufe der Zeit verzerrt und es braucht hin und wieder klare Signale, um die Botschaft wieder klarzukriegen. In meinem Fall heißt das vor allem in Zukunft mehr Druck und über die Grenzen des Ablaufs hinaus. Weg vom Gewohnten hin zur Anpassung an das Unbekannte.

 

Zitat Olaf: „Blöd, wenn der andere was anderes macht, als man erwartet, oder?“

Gut Ding braucht Weil und manch einer braucht halt auch mal etwas länger, aber am Ende blüht dann doch jede Blüte irgendwann auf ihre eigene, ganz besondere Art. o bai to ri!

 

 

 

Die Beständigkeit des Sommercamps führt zur Unbeständigkeit im Dojo, wo nicht nur ich mich an neue Gegebenheiten anpassen muss, sondern auch meine Schüler. Aber darin liegt ja auch der Reiz der Kampfkunst. Man muss sich durchbeißen, auch wenn manchmal Sand zwischen den Zähnen hängt.

Apropos Sand. Der war einfach überall und ich frage mich, wie viele Kilo Frauensee ich mit nach Hause gebracht habe. Aber evtl. bleiben Auftrieb und Spirit dieser Woche dadurch ja noch etwas länger erhalten.

 

 

 

Bis nächstes Jahr!

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