Passai – Ein Name ist Programm
Großostheim im April 2024. Der Dokan Main hatte Kyoshi Olaf Krey (6. Dan Koryu Uchinadi) eingeladen, um an der Kata Matsumura-Passai zu arbeiten. Doch nahezu alles an diesem Wochenende lag ein Stück weit im Ungewissen. Der Name der Kata, das Wetter und sogar die Teilnahme selbst. Wie das Leben manchmal so spielt war der Einstieg ins Seminarwochenende turbulent. Bis dahin, dass eine Teilnahme aus unvorhersehbaren privaten Gründen fast nicht möglich gewesen wäre. Umso schöner dass zumindest am Sonntag alle aus unserem Dojo auf der Matte standen.
Die Festung stürmen?
Bemüht man das Internet auf der Suche nach Informationen über die Kata Passai (oder auch Bassai, wie sie in den modernen Stilrichtungen genannt wird), findet man leider nur wenig Informationen. Wir wissen, dass sie mit zu den ältesten Formen des okinawanischen Karate gehört. Wie alt, wo sie genau herstammt und wie sie überliefert wurde liegt im Ungewissen. Das lässt sich alleine schon daran erkennen, dass die Kanji des Namens nicht überliefert wurden.
In seinem 1922 veröffentlichten Buch 1922 nennt Funakoshi Gichin die Form „Passai“ (パッサイ), gibt aber keine Kanji, sondern lediglich die Lautschrift (Katakana) des Namens an. Die gleiche „Passai“-Schreibweise wird 1926 von Motobu Chōki verwendet. Im Jahr 1936 wechselt Funakoshi zur Benennung „Bassai“ und verwendet hierfür plötzlich die Zeichen 拔塞, welche im übertragenen Sinne so viel wie „Die Festung stürmen“ bedeutet. Kurz, nichts Genaues weiß man nicht und aufgrund der Tatsache, dass es heute eine Vielzahl unterschiedlicher Versionen der Kata gibt, wird das Ganze nicht einfacher.
Die im Koryu-Uchinadi geübte Version der Kata geht auf Matsumura Sōkon, einen der prominentesten Kampfkunstexperten des späten 18. Jahrhunderts zurück und wurde über Richard Kim an Patrick McCarthy weitergegeben. Mehr Infos gibt es aber auch hier nicht beizusteuern.
Am Ende alles Kopfsache
Je nachdem welchen Wissenstand der Einzelne mitbrachte, war das Seminar mal mehr und auch mal weniger technisch erhellend. Es wurde wie immer geschlagen, getreten, gewürgt und geworfen. Eigentlich soweit alles Standard und eher dahingehend komplex das alles in den entsprechenden Hirnwindungen abzuspeichern. Für mich persönlich war die größte Erkenntnis wieder mal, wie schnell selbst propagierte Mindsets unter Belastung in Rauch aufgehen.
Kampfkunst ist anstrengend, wenn sie was bringen soll. Damit ist vor allem die körperliche Fitness gemeint, bei der man immer wieder an die eigenen Grenzen gerät. Somit auch vergleichbar mit einer körperlichen Konfliktsituation. Beides ist anstrengend und körperlich fordernd. Und ja, es darf dazu führen, dass man nicht mehr kann. Es zählt nur ob man in der Lage ist im richtigen Moment umzuschalten. Keine Zeit schinden! Durchziehen und beenden wenn es darauf ankommt! Darum geht es. Im Kopf ständig scharf zu bleiben. Das mal wieder selbst ins Gedächtnis gerufen zu bekommen war bitter nötig.