Keiko Osame (jap. wörtl.: „Trainingsende“) ist traditionell das letzte Training des Jahres in einem Dojo. Unser letztes Keiko fand in diesem Jahr am Freitag, den 22.12.2017 statt.
Das Keiko Osame ist auch immer wieder eine gute Gelegenheit sicheres Terrain zu verlassen und sich etwas Neuem zu öffnen. In diesem Jahr wurde das Thema „Messerabwehr“ gewünscht. Ein heikles Thema, da die Chance sich erfolgreich gegen einen bewaffneten Gegner zur Wehr setzen zu können extrem gering ist, sofern der Entschluss die Waffe auch zu gebrauchen ebenfalls vorhanden ist. Somit galt es sich erstmal bewusst zu machen, das eine Verteidigungshandlung nur unter zwei Aspekten überhaupt nur ansatzweise sinnvoll erscheint. Nämlich erstens, ich habe keine Möglichkeit mich der Situation in irgendeiner Form zu entziehen und zweitens, der Angriff steht unmittelbar bevor, bzw. ist nicht mehr zu vermeiden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Fokusverschiebung in der Verteidigungshandlung. Während in der unbewaffneten Auseinanderseitzung der Gegner selbst Ziel jeglicher Abwehrhandlungen ist, gilt es in der Konfrontation mit einer Waffe, diese möglichst effektiv und sicher unter Kontrolle zu bringen. Im Anschluss sollte dann oberste Priorität haben, sich der Situation zu entziehen, da weiteres Verharren unweigerlich zur Risikoerhöhung führt. Somit bestand die Übung an diesem Abend vor allem darin den gegenwärtigen Angriff zu stoppen, die Waffe zu kontrollieren und dann einen Ausweg aus der Situation zu finden. Wie immer sind drei Stunden viel zu wenig Zeit um das Thema auch nur ansatzweise sinnvoll anzureißen und so blieb es am Ende bei den Basics.
Natürlich wollten wir aber auch wichtige Basics nicht vernachlässigen, diese aber auch wieder in ein neues unbekanntes Gewandt verpacken. Gerade für die Messerabwehr ist das Konzept der klebenden Hände (Ryukyu-Dialekt: „Muchimidi“) enorm wichtig, weshalb wir am Ende noch einen kurzen Blick auf das Rokkishu-Futari-Geiko warfen. Die Kata Rokkishu dürfte gerade den Praktizierenden der Naha-Linie (vor allem Goju-Ryu) unter dem Namen Tensho bekannt sein, was wörtlich soviel wie „Rotierende Hände“ bedeutet. Die Kata enthält extrem ausgeklügelte Konzepte der klebenden Hände für den Nahkampf, wobei wir auch hier aufgrund der Zeit nur einen extrem oberflächlichen Blick auf die Kata werfen konnten. Dennoch wurde allen beteiligten am Ende klar wie wichtig ihre Konzepte sind, als es darum ging das Erlernte auf die zuvor geübten Konzepte der Messerabwehr zu übertragen.
Doch Keiko Osame, wäre nicht Keiko Osame wenn es am Ende nicht auch den gemütlichen Teil geben würde. Bei Lebkuchen, Spekulatius und dem ein oder anderen philosophischen Thema ließen wir das Jahr ausklingen und verabschiedeten uns in die Weihnachtspause. Nicht aber ohne vorher noch einen ganz besonderen Weihnachtsgruß für McCarthy-Sensei zu basteln.